Leseprobe
Der Weg nach Ogerklamm

Die Elfe stand auf spähte über den Felsen zum Eingang der Schlucht: „Ich glaube, es ist an der Zeit.“
Als Mia aufstand, spürte sie, wie sehr ihr die Beine weh taten. Der Muskelkater kam jetzt voll zur Geltung.
Während sie dem ausgetretenen Pfad nach oben folgten, sagte Farryn Peryarus: „Es ist wichtig, dass du ein paar Regeln kennst, wenn du nicht gefressen werden willst. Erstens: Oger sind zwar geistig etwas langsamer, aber körperlich kommt kein Wesen hier an sie heran. Also renne nicht plötzlich los, denn das reizt ihren Jagdinstinkt. Und du willst nicht von der Keule getroffen werden, bevor dem Oger wieder einfällt, dass du eigentlich ein Gast bist.“
Mia schüttelte den Kopf.
„Die richtige Begrüßung ist ‚Téjakar Oróka!‘, das bedeutet ‚Preiset die Oger!‘. Oger sind sehr sozial und die Familie ist das Wichtigste für sie. Ein einfaches ‚Hallo‘ wäre daher zur Begrüßung eines Ogers nie angemessen.“
„Was für eine Sprache sprechen die Oger?“, wollte Mia wissen.
„Ihre eigene natürlich. Aber auch wenn sie geistig langsam sind, wissen sie mehr über diese Welt als die Menschen in Winddorf. Sie sprechen sogar die Sprache der Menschen.“
„Dann könnten die Leute von Winddorf einfach mit ihnen reden, anstatt bei den Elfen nach Soldaten zu fragen?“, antwortete Mia überrascht.
„So ist es“, nickte Farryn. „Im Übrigen ist Reden meistens die bessere Alternative zum Kämpfen, aber das weißt du sicher schon.
Was du noch im Umgang mit Ogern wissen solltest ist, dass du keine Angst zeigen darfst. Wer Angst hat, vertraut seiner Familie nicht und hat darum kein Vertrauen verdient. Auch so ein Oger-Ding.“
„Okay“, antwortet Mia, „langsam sprechen, nicht wegrennen, nicht schlecht über die Familie sprechen und keine Angst zeigen. Klingt ganz einfach.“
„Warten wir es ab“, sagte die Elfe zweifelnd.
Wenig später kamen sie zum Eingang der Schlucht. Was die beiden Wanderer dort sahen, verschlug ihnen tatsächlich die Sprache.
